Wer mit Jugendlichen lebt und ar­beitet, wird oft in ein ver­­wir­rendes Schauspiel ver­wi­ckelt: Zu­­erst wer­den Probleme ge­­schil­dert, für die wir dann schlaue Vorschläge und gute Lö­sungen anbieten, nur um von den Teena­gern zu hören, dass das doch „al­les Blödsinn“ sei. Wieder eine gute Möglichkeit ver­schenkt, in Verbindung zu treten! Warum ist das nur so schwer? 

 

Meist liegt es daran, dass wir den Ju­gendlichen nicht das geben, wo­nach sie wirklich suchen. Ju­gend­li­che, genau wie Erwachsene, fin­den die größte Erleichterung, wenn sie einfach ihre Sorgen und Nöte erzählen können. Und ihnen dabei mit Interesse zugehört wird. Die Psychologie weiß, dass sich Pro­bleme weniger tragisch an­füh­len, wenn wir sie nicht nur im In­ne­ren mit uns tragen, sondern sie nach außen setzen können: durch ein Gespräch, einen Tagebucheintrag, eine Zeichnung oder sonst einen künstlerischen Ausdruck. 

 

Wenn Menschen mit uns über ihre Probleme sprechen, können wir da­von ausgehen, dass sie zu­nächst keine Vorschläge hören wol­len. Sie wollen einfach ihrem Ärger Luft machen. Oder ihre Ratlosig­keit zei­gen. Ihre Verwirrung aus­drü­cken. Die durcheinander ge­würfel­ten Ge­danken sollen ein­mal ins Licht und auf den Tisch kom­men. Dort sind sie besser zu über­blicken und viel­leicht zu sortie­ren. Geben wir dafür genug Raum! Hö­­ren wir zu, ohne zu unter­bre­chen! 

 

Viele Nöte und Schmerzen, die Kin­der durchleben, können gar nicht gelöst wer­den. Wir können ge­brochene Herzen nicht re­pa­rie­ren, sozialen Herausfor­de­rungen  nicht verhindern oder Lernstress wegreden, den die Schule ja ganz real aufbaut. 

Aber ein Problem zu haben ist bei Wei­tem nicht so schlimm, wie sich damit völlig allein zu fühlen. Es ist daher wichtig, für Kinder und Ju­gend­liche einfach da zu sein, mit Aufmerksamkeit, Verständnis und großem Vertrauen, worauf sie sich dann meist selbst zu helfen wissen.